Kategorie: Beiträge

Warum es eine Volksbefragung "Wälderhalle" braucht - unser Schreiben an die Gemeinde Andelsbuch.

Volksbefragung „Wälderhalle“

Vor zwei Jahren hat der Vorarlberger Landtag den „Klimanotstand“ beschlossen! Damit wurde politisch anerkannt, dass eine grundlegende Kurskorrektur in unserer Lebensweise und insbesondere auch in unserem Wirtschaften dringend geboten ist. Alle zukünftigen öffentlichen Investitionen sollten auf ihre Klimaverträglichkeit überprüft werden. Es ist keine entsprechende Überprüfung für die „Wälderhalle“ bekannt.
 
1. Die Volksbefragung als Instrument, Bürgerinnen und Bürger mitentscheidend und mitverantworlich zu beteiligen!
Auch wenn die Vorarbeiten zum Projekt schon weit fortgeschritten scheinen, haben wir vor dem Hintergrund dieser neuen Rahmenbedingungen als Andelsbucher Bürgerinnen und Bürger am Donnerstag, dem 16.12.2021 bei der Gemeindewahlbehörde einen Antrag auf Volksbefragung betreffend das Projekt „Wälderhalle“ (Eishalle mit Diskothek und Restaurant) eingereicht.
Die Andelsbucher Bevölkerung soll in Anbetracht der Dimension des Projekts von der Gemeinde ausführlich über den Kosten- und Umweltaufwand und allfällige Alternativen informiert werden!
Die Bevölkerung soll vor der Widmung der vorgesehenen Fläche am politischen Entscheidungsprozess beteiligt werden, sowie im Rahmen der Volksbefragung ihre Meinung kundtun können.
 
2. Der hohe Umwelt- und Ressourcenaufwand widerspricht der umwelt- und klimapolitischen Orientierung vom Land Vorarlberg und der e5-Gemeinde Andelsbuch
Es ist beabsichtigt, auf 7.000 m² Wiese in einer bemerkenswerten Landschaft im Bregenzerwald eine Eishalle, als großvolumiges Gebäude ausgeführt, zu errichten. Allein der Bau der 1.800 Zuschauer fassenden „Wälderhalle“ würde neben Deponieflächen für den Aushub enorme Kies- und Betonmengen erfordern. Es ist ein Jahresstromverbrauch projektiert, welcher dem von 140 Durchschnittshaushalten¹ gleichkommt. Zudem würde diese neue Infrastruktur als bedeutsamer Verkehrserreger für die umliegenden Gemeinden wirken und dem Konzept des „sanften Tourismus“ in den Österreichischen Alpen widersprechen.
Seit jener Grundsatzentscheidung der Gemeindevertretung im Jahr 2016, hat die Klimaproblematik stark zugenommen, weshalb wir es heute mit deutlich veränderten Rahmenbedingungen zu tun haben. 2019 beschloss die Europäische Kommission das „European Green Deal“-Abkommen.
Für Menschen, die sich alltäglich für Umwelt, Klima und Energiewende engagieren, stellt sich die Verwirklichung des Projekts aufgrund dieser veränderten Voraussetzungen im Jahr 2022 grundlegend infrage.
 
3. Maßhalten und kostengünstigere Alternativen nützen!²
Sowohl die Klimawende wie auch unsere öffentlichen Haushalte, erfordern die „Rückkehr zum menschlichen Maß“ (Ernst Friedrich Schuhmacher).

Natürlich mag aus Sicht des EC Bregenzerwald eine eigene Eissporthalle wünschenswert erscheinen. Allerdings müssten sich doch auch die Eishallen im Rheintal wie bisher mitbenützen lassen.
Für winterlichen Publikumslauf genügen Eisplätze wie beispielsweise in Egg.

Für die Initiatoren der Eishalle mag es naheliegend sein, ihr Projekt mit einer Diskothek zu ergänzen und damit Allgemeinnutzen und öffentliche Akzeptanz zu erhöhen.
Wenn wir uns gedanklich von der gewachsenen Fixierung von Eishalle und Diskothek lösen, würde die separate Suche nach einem geeigneten Standort interessante, kostengünstigere Alternativen eröffnen.
Auch das Engagement für die Jugend bedarf besonderem Augenmaß, um neben dem Zur-Verfügung-Stellen von Infrastruktur und Veranstaltungen auch den Wert von eigenständigem Entdecken und Gestalten ihrer Welt Platz zu lassen.

Wird diesem von uns skizzierten Lösungsansatz nähergetreten, kann die für die Eishalle vorgesehene Fläche vorläufig weiter landwirtschaftlich genutzt werden und längerfristig eine wichtige Bauland-Reserve für zukünftige gewerbliche Nutzung darstellen.
Wir können also die wesentlichen Nutzen der „Wälderhalle“ auch deutlich kostengünstiger erreichen.
 
Und mittlerweile wissen wir alle: Oft kann weniger mehr sein!


Andelsbuch, am 21.12.2021

Albrecht Andreas

Albrecht Sigrid

Franz Doris

Franz Martin (Sprecher)

Kohler Jochen

Simma Kaspanaze

Simma Lucia

Winter Eckhard

Winter-Wirth Simone
---
¹...Jahresstromverbrauch "Wälderhalle" 425.000 kWh / 3.000 kWh je Haushalt
²...Derzeit werden für die „Wälderhalle“ Errichtungskosten in der Höhe von 13 Mio. Euro angesetzt. Davon sollen 4,8 Mio. Euro von öffentlichen Händen kommen.