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Ja zur Diskothek, mit Augenmerk auf Gewichtung der Interessen.

Für die Initiatoren der Eishalle mag es naheliegend sein, ihr Projekt mit einer Diskothek zu ergänzen und damit Allgemeinnutzen und öffentliche Akzeptanz zu erhöhen.

Ist es aber sinnvoll und von nachhaltigem Nutzen, der 300m²-Diskothek zuliebe, auf 7.000m² Betriebserwartungsgebiet eine 1.800 Zuschauer fassende Eishalle zum Preis von enormen Kosten, Verkehrsaufkommen und Energieverbrauch zu bauen?

Wenn wir uns gedanklich von der gewachsenen Fixierung von Eishalle und Diskothek lösen, würde die separate Suche nach einem geeigneten Standort für die Diskothek, interessante, kostengünstigere Alternativen eröffnen.

Der Begriff Diskothek bezeichnet heute in der Regel eine feste gastronomische Einrichtung, in deren Mittelpunkt zwei Elemente stehen: das Spielen von Musik, üblicherweise von einem Discjockey aufgelegt oder gemischt, und Tanz. Darüber hinaus besteht meist ein Barbetrieb. Es treffen sich vor allem junge Leute zum Tanzen, aber auch zur Anbahnung und Pflege sozialer Kontakte.

Im Jahr 2021 erhielt die Politik durch eine europaweite Umfrage[1] den konkreten Handlungsauftrag unserer Jugend für mehr Klimaschutz: In Österreich sehen mehr als die Hälfte (55%) der jungen Befragten im Klimawandel die größte globale Herausforderung, gefolgt von Umweltzerstörung (44%). Drei Viertel (75%) sind der Meinung, „dass wir unsere Konsumgewohnheiten nicht aufrechterhalten können, wenn wir gleichzeitig die Umwelt schützen wollen“. Sieben von zehn (70%) denken, dass die „Wirtschaft in Österreich zum Vorteil der Reichen und Mächtigen ausgerichtet ist“ und zwei Drittel (66%) sehen bei Wirtschaft und Industrie die größte Verantwortung, um die Klimakrise zu bewältigen.

Unser Engagement für die Jugend bedarf zudem besonderen Augenmaßes, um neben dem Zur-Verfügung-Stellen von Infrastruktur und Veranstaltungen auch den Wert von eigenständigem Entdecken und Gestalten ihrer Welt Platz zu lassen.

Indem wir unserer Jugend überhaupt ermöglichen aktiv zu werden, sich einzubringen, Neues für sich zu gestalten, rüsten wir sie dafür, auch in späteren Lebensphasen verantwortungsvoll Entscheidungen treffen zu können, die sich positiv auf das Leben und die Umwelt ihrer eigenen Nachkommen auswirken werden.

Ein Disko-Betrieb und andere Treffpunkte für junge Menschen sollten also nicht die Errichtung einer derart aufwändigen öffentlich finanzierten Infrastruktur erfordern. Einzelunternehmer, Vereine und von Jugendlichen selbst organisierte Initiativen können diese Aufgabe mit bestehenden – und selbst bei einem separaten Neubau – weit geringeren Ressourcen erfüllen.

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[1] Europaweite Umfrage zu Klimagerechtigkeit (2021) unter 15- bis 35-Jährigen im Auftrag von Südwind und Partnerorganisationen. https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20210421_OTS0010/europaweite-jugend-umfrage-klimaschutz-ist-wichtigstes-anliegen-grosse-mehrheit-findet-wirtschaftssystem-ungerecht, abgerufen am 31.12.2021